Digitalisierung
Digitale Schiene Deutschland
Digitalisierung, Automatisierung und künstliche Intelligenz sind zentrale Schlüssel für eine höhere Kapazität und eine optimale Auslastung des Schienennetzes. Das Zielbild der Digitalen Schiene Deutschland (DSD) umfasst ein digitales, hoch automatisiertes Bahnsystem. Als Grundlage dienen digitale Stellwerke (DSTW), das European Train Control System (ETCS) und hoch automatisiertes Fahren (ATO).
Die Umsetzung der DSD hat 2020 begonnen. Im Rahmen des sog. Starterpakets hat die konkrete Planung und Installation von ETCS und DSTW im Kontext des Digitalen Knotens Stuttgart (DKS), der Schnellfahrstrecke Köln — Rhein/Main und der Durchfahrbarkeit des transeuropäischen Korridors Skandinavien — Mittelmeer (ScanMed) begonnen. Als erste Region Deutschlands wird Stuttgart die digitale Zugsicherungs- und Stellwerkstechnologie implementieren. Die Schieneninfrastruktur auszurüsten allein reicht nicht. Zur Unterstützung der korrespondierenden Fahrzeugumrüstung hat das BMDV eine Fahrzeugförderrichtlinie für die betroffenen Fahrzeuge im DKS veröffentlicht, sodass die Fahrzeugausrüstung (Regio- und S-Bahn-Triebzüge) 2022 beginnen konnte. Insgesamt werden 333 Fahrzeuge auf ETCS und ATO umgerüstet.
Im ersten Halbjahr 2023 wurde das Entwicklungsprojekt Sensors 4 Rail (S 4 R) erfolgreich beendet. Das Folgeprojekt Automated Train löst S 4 R ab: Innerhalb der nächsten drei Jahre wird erstmalig eine voll automatisierte, fahrerlose Bereitstellungs- und Abstellfahrt gezeigt, die zu einem flexibleren Einsatz von Zügen im zukünftigen Bahnsystem führen wird. Auch das voll automatisierte Auf- und Abrüsten des Zuges gehört dazu. Zudem wird mit sensorbasierter Hinderniserkennung ein Eingriff in die Fahrzeugsteuerung demonstriert – d. h., der Zug wird durch intelligente Software in Kombination mit Sensorik an der Zugfront in die Lage versetzt, sein Umfeld zu erkennen und selbstständig auf Hindernisse zu reagieren, also zu bremsen. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mit 42,6 Mio. € gefördert.
Gegenwärtig wird die Rolloutplanung auf Basis von klar definierten Ausrüstungsprioritäten weiterentwickelt. Ein frühzeitiger Kapazitätsgewinn soll durch das Vorziehen der Ausrüstung von zusammenhängenden Verkehrskorridoren realisiert werden, Obsoleszenz und betriebliche Belange sollen berücksichtigt und die Ausrüstung von Basisinfrastruktur vorlaufend begonnen werden. Hinzugekommen ist die Berücksichtigung der Generalsanierung des Hochleistungsnetzes im Rolloutplan der DSD. Dadurch hält auf den Hochleistungskorridoren vorzeitig die Digitalisierung des Schienennetzes beschleunigt Einzug.
DSD ist ein wesentlicher Hebel dafür, die Verkehrswende in Deutschland voranzubringen. Die entsprechende ETCS-Ausrüstungsstrategie bis 2028 wurde Mitte Juli durch die DB Netz im Rahmen der Nutzungsbedingungen Netz (NBN) 2023 auf ihrer Internetseite veröffentlicht. Die veröffentlichten Inhalte geben Aufschluss über die geplante Ausrüstung der Strecken mit ETCS, ATO und Future Railway Mobile Communication System (FRMCS). Gleichzeitig wird die Außerbetriebnahme der Class-B-Systeme punktförmige Zugbeeinflussung (PZB) und linienförmige Zugbeeinflussung (LZB) für Strecken der DB Netz AG bis Dezember 2028 dargestellt. Die veröffentlichten streckenscharfen Inbetrieb- und Außerbetriebnahmedaten stehen jedoch unter dem Vorbehalt der Bereitstellung der erforderlichen Finanzierungsmittel im Rahmen des Bundeshaushalts.