Pünktlichkeit
Pünktlichkeit / in % | 1. Halbjahr 2025 | 2024 | 1. Halbjahr 2024 |
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Schiene DB-Konzern in Deutschland | 89,4 | 89,4 | 89,9 |
DB-Schienenpersonenverkehr in Deutschland | 89,5 | 89,5 | 90,1 |
DB Fernverkehr | 63,4 | 62,5 | 62,7 |
DB Regio | 90,6 | 90,7 | 91,2 |
DB Cargo (Deutschland) | 67,8 | 68,0 | 68,1 |
DB Regio (Bus) | 86,7 | 85,9 | 86,2 |
DB Cargo | 68,1 | 68,2 | 68,4 |
Reisendenpünktlichkeit (DB Fernverkehr) | 68,7 | 67,4 | 66,8 |
Für die Messung der Pünktlichkeit erfassen wir kontinuierlich für jede durchgeführte Zug-/Busfahrt die Ist-Zeit im Vergleich zur Soll-Ankunftszeit. Die Ankunft der planmäßigen bzw. bis zu einer definierten Maximaldauer verspäteten Züge/Busse fassen wir im Pünktlichkeitsgrad zusammen.
Die Pünktlichkeit im Schienenverkehr in Deutschland hat sich trotz einer intensiven Steuerung der Betriebsqualität weiter verringert. Gründe für die Entwicklung waren v. a. die folgenden strukturellen Themen:
- Schlechter Anlagenzustand: Die Infrastruktur ist überaltert sowie überlastet und die Anzahl erneuerungsbedürftiger Anlagen steigt weiter an. Dies führt zu Störungen u. a. bei Altstellwerken, im Bereich des Oberbaus und aufgrund maroder Bahnbrücken. Daraus entsteht eine hohe Anzahl an Langsamfahrstellen, die oft zu Verspätungen über einen langen Zeitraum führen.
- Intensive Bautätigkeit: Um das Streckennetz zu modernisieren, wurde auch im ersten Halbjahr 2025 viel gebaut, was zu Kapazitätseinschränkungen und teilweise kritischen Streckenauslastungen führte. V. a. kurzfristig notwendige Baubedarfe mit instabilen Bauplanungsprozessen belasteten die Betriebsqualität. Das führt zu einer hohen Anzahl von Zügen, die von Baumaßnahmen betroffen sind und folglich Zusatzverspätungen aufbauen.
- Hohe Verkehrsdichte: Das Wachstum von Verkehren findet zum größten Teil in den bereits heute hochbelasteten Verkehrsknoten wie Hamburg, Frankfurt am Main oder Köln statt. Diese punktuellen Überlastungen der Infrastruktur verursachen hohe Verspätungsübertragungen in das gesamte Netz.
- Personalengpässe: In einigen betrieblichen Schlüsselfunktionen (z. B. Fahrdienstleiter:innen und Triebfahrzeugführer:innen) wirkt sich die angespannte Arbeitsmarktlage weiterhin spürbar aus. Hinzu kommen kurzfristige Ausfälle, etwa durch Erkrankungen, sodass die Personalabdeckung in diesen Bereichen stellenweise herausfordernd bleibt.
- Weitere Ereignisse: V. a. in großen Verkehrsknoten oder auf neuralgischen Strecken können Einzelereignisse große negative Auswirkungen auf die betriebliche Stabilität im Gesamtnetz haben. Dazu gehörten im ersten Halbjahr 2025 Ereignisse wie die Kollision eines ICE mit einem Lkw-Anhänger südlich von Hamburg im Februar 2025 sowie behördliche Einsätze wie bei der Entschärfung einer Weltkriegsbombe in Köln und die Messerattacke im Hamburger Hauptbahnhof im Mai 2025, aber auch Fremdeinwirkungen in den Bahnbetrieb wie z. B. durch den Großbrand bei einem Entsorgungsunternehmen im Mai 2025 oder die Oberleitungsbeschädigung durch Vogelflug in Hannover im Juni 2025.
Maßnahmen im Rahmen des Sanierungsprogramms S3
Zur Stabilisierung und Verbesserung der Betriebsqualität wurde eine Vielzahl an Maßnahmen im Rahmen des Sanierungsprogramms S3 initiiert und umgesetzt. Diese Maßnahmen greifen – wie z. B. bei der Einführung des vertakteten Bausystems – sehr tief in die strukturellen und zum Teil über mehrere Jahre vorgelagerten Planungsprozesse ein, sodass die volle Wirkung teilweise erst mittel- bis langfristig eintritt. Zusätzlich wird die Wirkung bereits implementierter Maßnahmen durch negative Struktur- und Einzeleffekte teils überkompensiert. Ursächlich dafür ist u. a., dass kurzfristig notwendige Baubedarfe häufiger auftreten und die Störanfälligkeit der Anlagen stärker voranschreitet als bislang antizipiert.
Vertaktetes Bauen (SB²)
Das Programm SB² – Bauen im Takt entwickelt Sperrzeiten-Container, die im Fahrplan standardisierte Sperrzeiten für Instandhaltungs- und für Investitionsmaßnahmen vorsehen. Ziel dieses Konzepts ist es, bis 2027 die Baubetroffenheit von Zügen gegenüber 2023 um 30% zu reduzieren. Die Ausregelung der Container für investive Maßnahmen innerhalb des Netzfahrplans ist ein wesentlicher Hebel für diese Reduzierung.
Die Instandhaltungs-Container sind bereits seit Juni 2024 in der aktiven Umsetzung. Mehr als 80% der Instandhaltungsarbeiten für Strecken, Knoten, S-Bahnen und zur präventiven Instandhaltung werden bereits getaktet durchgeführt. Im ersten Halbjahr 2025 ist die taktkonforme Durchführung der Instandhaltungsmaßnahmen auf 85% gestiegen. Durch die Steuerung von Instandhaltungsmaßnahmen in die Container konnte deren Belegungsgrad deutlich verbessert werden und erreicht jetzt stabil 70%.
Durch eine Anpassung der Container-Taktung im zweiten Halbjahr 2025 auf acht Wochen in Abschnitten mit gutem Netzzustand soll sich der positive Trend fortsetzen und der Belegungsgrad weiter steigen. Zielgröße für den Container-Belegungsgrad sind 80%. Für das Jahresende 2025 wird erwartet, dass die Baubetroffenheiten für die Zugverkehre der EVU um 15% niedriger sind als der Vorjahreswert.
Die Vorbereitungen für die Umsetzung der Container für Investitionsmaßnahmen im Netzfahrplan 2027 sind abgeschlossen und die Sperrzeiten für die Invest-Container in den Netzfahrplan aufgenommen.
Knotenmaßnahmen
Viele Verspätungen entstehen derzeit in den hochbelasteten Knoten wie Hamburg, Frankfurt am Main oder Köln. Um die Knoten zu entlasten, sind u. a. planmäßige Zugstarts und die Neutralisierung von Verspätungswirkungen aus den Knoten von hoher Bedeutung. Hier rücken der Bereitstellungsprozess und die Steigerung der Beginnplanmäßigkeit als wesentliche Treiber für die Gesamtpünktlichkeit in den Fokus. Die Beginnplanmäßigkeit konnte bereits durch ein gezieltes Maßnahmenpaket von 68,2% im ersten Halbjahr 2024 auf 72,5% im ersten Halbjahr 2025 gesteigert werden. Dazu zählen flexible Wendekonzepte und die Einführung von Flex-Abfahrten mit vorgezogener Kundenabfahrtszeit, die dispositiven Spielraum schaffen.
Linienmaßnahmen
Staus auf den Strecken etwa durch ungünstige Zugfolgen oder Verspätungsübertragungen sind ein wesentlicher Treiber für Unpünktlichkeit. Um Staus auf den Strecken entgegenzuwirken, werden Gegensteuerungsmaßnahmen für die Netzkorridore entwickelt, die von den elf Top-Linien von DB Fernverkehr befahren werden. Darüber hinaus erfolgen Maßnahmen wie die Vorhaltung von schnell einsatzbereiten Fahrzeugreserven.
Fahrzeugqualität DB Fernverkehr
Durch eine verbesserte Fahrzeugqualität wollen wir fahrzeugbedingte Zugausfälle reduzieren, die Verfügbarkeit steigern und zu einer höheren Pünktlichkeit und einem verbesserten Reisendenerlebnis beitragen. Durch eine jüngere Flotte und die Optimierung der Instandhaltung haben wir pünktlichkeitsrelevante Fahrzeugstörungen um rund 10% reduziert und die Fahrzeugverfügbarkeit um acht ICE pro Tag erhöht.
Resilienzsteigerung DB Regio
Um die Fahrzeugverfügbarkeit zu erhöhen, stärkt DB Regio die Verantwortung in den Regionen: Werke und Flotten werden nun vor Ort aus einer Hand koordiniert.
Reisendeninformation
Die Qualität der Reisendeninformation ist ein entscheidender Faktor für die Kundenzufriedenheit im Nah- und Fernverkehr. Besonders in schwierigen Betriebssituationen sind unsere Kund:innen auf gute Informationen zur aktuellen Lage angewiesen. Im Rahmen des Sanierungsprogramms S3 arbeiten wir daher konzernübergreifend daran, die Reisendeninformation bei Unregelmäßigkeiten gezielt zu verbessern. Der Erfolg unserer Maßnahmen wird an der Zufriedenheit mit der Reisendeninformation bei Unregelmäßigkeiten gemessen. Unser Ziel: Bis Ende 2027 sollen uns unsere Fahrgäste in solchen Situationen mit der Schulnote »Gut« bewerten. Im ersten Halbjahr 2025 konnten wir spürbare Fortschritte erzielen – etwa durch präzisere Prognosen zu Ankünften, Abfahrten und Umstiegen, durch einheitliche Störungs- und Baustellenmeldungen im S-Bahn-Bereich sowie durch eine flexiblere Alternativensuche im DB Navigator.