Geschäftsfelder im Systemverbund Bahn
Entwicklungen auf den relevanten Märkten
Die nachstehend beschriebenen Entwicklungen basieren auf vorliegenden Daten mit teilweise unterschiedlichem Zeithorizont, da zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts keine vollständigen Daten über die Entwicklung im ersten Halbjahr 2021 vorlagen.
Deutscher Personenverkehrsmarkt
- Der coronabedingte Einbruch beim deutschen PV setzte sich im ersten Quartal 2021 zunächst fort. Im weiteren Jahresverlauf zeichnete sich eine schrittweise Erholung ab. Der Hochlauf der Nachfrage fällt in den einzelnen Marktsegmenten des deutschen PV allerdings sehr unterschiedlich aus.
- Der motorisierte Individualverkehr (MIV) blieb im ersten Halbjahr prozentual zweistellig unter dem Vorjahreszeitraum, nähert sich aber allmählich dem Vorkrisenniveau an, vor allem durch starke Nutzung im Nahbereich. Steigende Kraftstoffpreise durch neue CO₂-Bepreisung bleiben zunächst von geringer Bedeutung.
- Zum Jahresbeginn 2021 setzte sich der Rückgang im innerdeutschen Luftverkehr weiter deutlich fort. Die allmähliche Erholung zur Jahresmitte mit sehr deutlichen Zuwachsraten folgt auf die sehr schwache Basis im Vorjahr mit ab Mitte März 2020 nahezu vollständig eingestelltem Betrieb.
Schienenpersonenverkehr
- Der Schienenpersonenverkehr (SPV) weist im ersten Quartal 2021 einen deutlichen Rückgang der Verkehrsleistung (–58,5%) gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum auf, wobei es im ersten Quartal 2020 erst ab März zu coronabedingten Einschränkungen kam. Die DB-Verkehrsleistung ging im gleichen Zeitraum um 61% zurück.
- Durch die Einschränkungen im zweiten Quartal 2020 und den schrittweisen Wiederhochlauf der Verkehrsleistung im zweiten Quartal 2021 mit deutlichen Zuwächsen im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich für die Verkehrsleistung im SPV des DB-Konzerns im zweiten Quartal ein Zuwachs von gut 36%.
- Der Schienenpersonennahverkehr (SPNV) erlitt im ersten Quartal starke Einbußen (–53%) durch ausbleibende Privat- und Pendlerfahrten, DB Regio wies einen ähnlich deutlichen Leistungsrückgang (–56,8%) im ersten Quartal 2021 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum auf.
- Im Vergleich der jeweils zweiten Quartale ergibt sich bei DB Regio ein Zuwachs von 22,8%.
- Der SPFV blieb trotz Erholung im Laufe des ersten Quartals 2021 deutlich unter dem Niveau des entsprechenden Vorjahresquartals durch stark zurückgegangene Nachfrage bei Privat- und Geschäftsreisen (–65,7% für den Sektor; –65,1% für DB Fernverkehr).
- Im Vergleich der zweiten Quartale ergibt sich ein kräftiges Anwachsen der Verkehrsleistung um 52,2% bei DB Fernverkehr.
- FlixTrain hat Ende Mai 2021 den Betrieb sukzessive wieder aufgenommen.
Öffentlicher Straßenpersonenverkehr
- Der öffentliche Straßenpersonenverkehr (ÖSPV) erlitt spürbare Leistungseinbußen (–27,9%) beim Linienverkehr im ersten Quartal 2021.
- Der Busliniennahverkehr weist durch das öffentlich bestellte und weitgehend fortgeführte Grundangebot einen schwächeren Rückgang im ersten Quartal 2021 auf (–21%), DB Regio Bus ein vergleichsweise moderates Leistungsminus (–16,9%) im ersten Quartal 2021 und einen deutlichen Zuwachs von gut 32% im zweiten Quartal.
- Der Buslinienfernverkehr hatte den Betrieb zwischen Jahresanfang und Mai 2021 nahezu vollständig eingestellt; Marktführer FlixBus fährt das Angebot mit eingeschränktem Streckennetz seit Ende Mai 2021 wieder hoch, das Busangebot von BlaBlaCar folgte Mitte Juni 2021.
Deutscher Güterverkehrsmarkt
Nach zwei schwächeren Monaten Anfang 2021 hat die Leistungsentwicklung seit März 2021 im Vergleich zu dem durch die Corona-Folgen belasteten entsprechenden Vorjahresmonat deutlich an Dynamik gewonnen. Damit war das zweite Quartal 2021 auch verkehrsträgerübergreifend von hohen, teilweise zweistelligen Wachstumsraten gekennzeichnet.
- Trotz weiterhin spürbarer Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft kommen mit der Konjunkturerholung wieder zunehmend positive Impulse für die Transportnachfrage zum Tragen, zum Beispiel aus den anziehenden Handelsaktivitäten. Produktion und Auftragseingänge, zum Beispiel in der Stahl- und Automobilindustrie, lassen einen deutlichen Aufwärtstrend erkennen, wenngleich der Automotive-Bereich durch den Mangel an Halbleitern auch erneuten Belastungen unterliegt. Schwach zeigte sich hingegen das Mineralölgeschäft, in dem sich unter anderem negative Vorzieheffekte durch die Einführung der CO₂-Abgabe zu Jahresbeginn und das Auslaufen der Mehrwertsteuersenkung zum Jahresende 2020 deutlich bemerkbar machen.
- Über die Corona-Folgen hinaus wirkten sich auch Sondereffekte auf die Leistungsentwicklung aus. Die Sperrung des Suezkanals und deren Folgen für die Hinterlandverkehre der europäischen Häfen und die Einschränkungen auf der Güterverkehrsstrecke im Mittelrheintal nach einem Felssturz begrenzten das Leistungsvolumen.
- Trotz wieder anziehender Nachfrage ist der Transportmarkt weiterhin durch einen hohen Wettbewerbs- und Preisdruck seitens der Verlader gekennzeichnet.
- In der Binnenschifffahrt lag die Verkehrsleistung im ersten Quartal 2021 noch knapp unter dem bereits niedrigen entsprechenden Vorjahresniveau. Während vor allem die Kohle-, aber auch die Container- und Getreideverkehre anstiegen, war insbesondere in den Gütergruppen Mineralölerzeugnisse, Stahl und Chemie ein Rückgang zu verzeichnen.
Schienengüterverkehr
Die Verkehrsleistung der Güterbahnen stieg nach bisherigen Veröffentlichungen durch das Statistische Bundesamt bis April 2021 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 6,4% an. Unter Berücksichtigung einer zu Jahresbeginn 2021 erneut erfolgten Berichtskreiserweiterung in der Eisenbahngüterverkehrsstatistik waren dabei insbesondere im Kombinierten Verkehr sowie bei Transporten in den Bereichen Stahl, Automotive, Land-/Forstwirtschaft, Holzwaren und Steine/Erden Zuwächse zu verzeichnen. Rückgänge zeigten sich vor allem bei den Transporten von Mineralölerzeugnissen.
Unter Berücksichtigung der Entwicklungen der DB-Gesellschaften und der Trassenkilometer des SGV in den Folgemonaten ist für das erste Halbjahr 2021 davon auszugehen, dass sich der bereits bis April gezeigte Leistungsanstieg nochmals deutlich verstärkt hat.
- Nachdem bei den DB-Gesellschaften im entsprechenden Vergleichszeitraum 2020 vor allem die Branchen Stahl, Erze, Schrott, Kohle, Automotive, Chemie und der Kombinierte Verkehr Leistungseinbrüche verbuchten, waren es im ersten Halbjahr 2021 genau diese Segmente, die zum starken Leistungsanstieg beitrugen.
- Auch bei Transporten von Holz/Holzwaren und Steine/Erden konnte das entsprechende Vorjahresniveau deutlich übertroffen werden. Marktbedingt schwach entwickelten sich die Mineralölverkehre.
- Die konzernexternen Bahnen konnten nach eigenen Berechnungen ihre Leistung ebenfalls deutlich steigern und zeigten in ihrer Gesamtentwicklung bis April 2021 ein den DB-Gesellschaften vergleichbares Bild. Verluste entfielen vor allem auf die Mineralöl- und Kohleverkehre.
Europäischer Schienengüterverkehrsmarkt
Auch die Verkehrsleistung im europäischen SGV (EU 27, Schweiz, Norwegen und Vereinigtes Königreich) hat sich in den ersten Monaten des Jahres 2021 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum deutlich positiv entwickelt. Gründe dafür sind die Erholung der Industrieproduktion und des Handels sowie Basiseffekte nach den erheblichen Rückgängen aufgrund der Corona-Pandemie, insbesondere in den stark betroffenen Bereichen Automotive und Montan. Auch der Kombinierte Verkehr entwickelt sich wieder sehr dynamisch.
Die Erholung im internationalen Handel zeigt sich vor allem im Wachstum auf den europäischen Korridoren zu den Nordseehäfen Antwerpen, Rotterdam und Hamburg, den Südhäfen sowie auf der eurasischen Achse.
- Die Verkehrsleistung des SGV im Vereinigten Königreich hat sich in den ersten Monaten 2021 positiv entwickelt. Nach Gütersektoren zeigte sich jedoch ein differenziertes Bild. Starke Rückgänge fanden bei den Kohle- und Mineralölverkehren sowie bei den internationalen Verkehren statt. Positiv entwickelten sich dagegen die Metall- und Baustoffverkehre. Bei DB Cargo UK stieg die Verkehrsleistung im ersten Halbjahr 2021 stark an.
- In Polen hat die Verkehrsleistung des SGV bis Mai 2021 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um rund 8% zugenommen. Grund für den Leistungsanstieg ist die konjunkturelle Erholung nach den starken Rückgängen durch die Corona-Pandemie. Besonders positiv entwickelten sich die Industriebranchen, die zuvor die größten Rückgänge zu verzeichnen hatten, wie die stahlintensiven Industrien Automobil und Maschinenbau. In der Folge stiegen auch die Erz- und Metallverkehre deutlich an. Aufgrund der weiteren Zunahme der Chinaverkehre wächst der Kombinierte Verkehr weiterhin überdurchschnittlich, im ersten Quartal 2021 um rund 10%. DB Cargo Polska wuchs deutlich über dem Marktdurchschnitt.
- In Frankreich hat sich die Verkehrsleistung des Schienengüterverkehrsmarktes in den ersten Monaten des Jahres 2021 ebenfalls positiv entwickelt. Dies ist auf die Erholung der Wirtschaft nach der Corona-Pandemie und auf Basiseffekte zurückzuführen, die aus den Streiks Anfang 2020 resultierten. Die positive Entwicklung der Verkehrsleistung zeigte sich auch bei Euro Cargo Rail (ECR), die ein Wachstum im deutlich zweistelligen Prozentbereich aufwies.
Straßengüterverkehr
Beim Lkw-Verkehr zeigt sich nach einem schwachen Jahresstart seit März 2021 ebenfalls eine deutliche Belebung, gestützt vor allem durch wieder anziehende grenzüberschreitende Transporte und anhaltend positive Effekte aus der Konsumgüter- und Baubranche sowie dem E-Commerce.
Auch Impulse aus anderen Branchen nahmen wieder zu, fielen teilweise aber noch schwach aus. Unter anderem durch die im Vorjahresvergleich stark gestiegenen Kraftstoffpreise und die wieder zunehmende Konkurrenz vor allem aus Mittel- und Osteuropa besteht weiterhin ein hoher nationaler und internationaler Wettbewerbs- und Preisdruck. Auch das Thema Fahrermangel ist für die Branche weiterhin von großer Bedeutung.
- Nach eigenen Berechnungen lag die Verkehrsleistung bis Mai 2021 etwa 6% über dem entsprechenden Vorjahresniveau.
- Diese Entwicklung spiegelte sich auch in der Mautstatistik des Bundesamtes für Güterverkehr bis Mai 2021 wider. Auf dem mautpflichtigen Straßennetz stieg die Fahrleistung um 5,6% an, nachdem sie im entsprechenden Vergleichszeitraum 2020 um knapp 6% gesunken war. Die Entwicklung der im Ausland zugelassenen Fahrzeuge fiel dabei nach dem Ausnahmejahr 2020 gegenüber den Lkw aus Deutschland wieder überdurchschnittlich aus und erreichte ein zweistelliges Wachstum.