Marktumfeld erholt sich schrittweise
Nachfrage nach Mobilität weiter zurückhaltend, Nachfrage nach Gütertransporten erholt sich
Die Corona-Pandemie hat das öffentliche Leben in Europa im ersten Halbjahr 2021 weiter geprägt. Aufgrund weiterer Infektionswellen haben Behörden erneut Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen sowie Geschäftsschließungen erlassen, um die Anzahl der Infektionen zu beschränken und Überlastungen der Gesundheitssysteme zu verhindern. Im Vergleich zum Frühjahr 2020 waren die Maßnahmen vielerorts jedoch gezielter und auf kontaktintensive Dienstleistungen beschränkt. Dagegen war die Produktion von Gütern nahezu uneingeschränkt möglich.
Dementsprechend haben sich unsere Umfeldbedingungen unterschiedlich entwickelt. So blieb die Nachfrage nach Mobilität weiter deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau. Mit den ersten Maßnahmenlockerungen zum Frühsommer setzte jedoch eine langsame Erholung ein. Im Güterverkehr hat diese Erholung bereits deutlich früher eingesetzt. Die hohe Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern in Asien und in den USA hat dabei sowohl die örtliche als auch die europäische Industrieproduktion belebt. Infolgedessen hat die Transportnachfrage global und in Europa zugenommen und das Umfeld für den DB-Konzern verbessert.
Erholung der großen Wirtschaftsregionen erfolgt zeitversetzt
Die Weltwirtschaft befindet sich seit dem Sommer 2020 auf einem Erholungskurs, der sich jedoch je nach Wirtschaftsregion und je nach Ausmaß des regionalen Corona-Pandemiegeschehens unterschiedlich schnell vollzieht. In China und weiten Teilen Asiens befand sich die Wirtschaftsleistung schon 2020 wieder auf dem Vor-Corona-Niveau und ist im ersten Halbjahr 2021 wieder kräftig gewachsen. Auch in den USA und Nordamerika insgesamt hat mit einer steigenden Impfquote sowie den umfangreichen staatlichen Ausgabenprogrammen ein deutlicher Aufschwung begonnen.
Von der hohen Nachfrage in diesen Regionen hat auch der globale Güterhandel profitiert, der trotz einiger Sondereffekte wie der Blockade des Suezkanals oder dem Corona-Ausbruch in mehreren asiatischen Häfen das Niveau von 2019 überschritten hat.
In Europa hat sich die weitere Erholung der Wirtschaft angesichts hoher Infektionszahlen im Winter 2020 und Frühjahr 2021 allerdings verzögert. Zwar hat die Industrie angesichts der hohen globalen Nachfrage bereits wieder volle Auftragsbücher, die Produktion selbst ist allerdings durch die Lieferengpässe in den verschiedenen Branchen immer wieder begrenzt worden.
Im Dienstleistungssektor hat die Belebung der wirtschaftlichen Aktivität erst mit dem langsamen Ende der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie im Frühsommer 2021 eingesetzt. Stützend haben weiterhin die Ausgaben- und Kurzarbeitsprogramme vieler Staaten gewirkt, die beispielsweise einen drastischen Anstieg der Arbeitslosigkeit verhindern konnten.
Diese stützende Wirkung gilt insbesondere für Deutschland, wo solide Staatsfinanzen vergleichsweise hohe finanzielle Hilfen und Investitionen ermöglicht haben. Auch profitiert Deutschland durch den hohen Anteil der Industrie an der Gesamtwirtschaft vom globalen Aufschwung überdurchschnittlich stark. Im ersten Halbjahr 2021 ist die Wirtschaftsleistung dennoch nur leicht gewachsen, da sich die Verluste des ersten und die Gewinne des zweiten Quartals nahezu aufhoben.
Energiemärkte
Die zentrale Sicherungsstrategie des DB-Konzerns zielt darauf, Folgen von Energiepreisschwankungen zu minimieren. Die Entwicklung der Marktpreise schlägt daher zumindest kurzfristig nicht voll auf unsere Aktivitäten durch.
Brent (in USD/bbl) | 1. Halb- | 2020 | Veränderung | |
absolut | % | |||
Durchschnittspreis | 65,2 | 43,2 | +22,0 | +50,9 |
Höchstpreis | 76,6 | 71,8 | – | – |
Tiefstpreis | 50,6 | 16,0 | – | – |
Endpreis per 30.06./31.12. | 75,1 | 51,8 | +23,3 | +45,0 |
Quelle: Thomson Reuters
Der Ölpreis hat im ersten Halbjahr 2021 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum auf Dollarbasis um rund 50% angezogen. Diese Entwicklung wurde für den Euro-Raum durch einen stärkeren Euro anteilig abgefedert.
Die Kraftstoffpreise in Deutschland wurden über den Ölpreisanstieg hinaus zusätzlich getrieben durch die Einfüh-rung der CO₂-Steuer und lagen bis Ende Mai 2021 um rund 15% über den entsprechenden Vorjahreswerten.
Während für gewöhnlich steigende Kraftstoffpreise die Wettbewerbssituation der Eisenbahnen im Vergleich zum Pkw stärken, war die Kraftstoffpreisentwicklung angesichts der Corona-Einschränkungen im ersten Halbjahr 2021 von untergeordneter Bedeutung für die Verkehrsmittelwahl der Reisenden im schienengebundenen Personenverkehr (PV). Demgegenüber dürfte die Dieselverteuerung zur vergleichsweise positiven Entwicklung im SGV zumindest beigetragen haben. Jedoch belasteten die steigenden Kraftstoffpreise den Landverkehr bei DB Schenker sowie das Busgeschäft.
1. Halb- | 2020 | Veränderung | ||
absolut | % | |||
GRUNDLASTSTROM (FOLGEJAHR) | ||||
Durchschnittspreis | 58,0 | 40,5 | +17,5 | +43,2 |
Höchstpreis | 72,4 | 50,0 | – | – |
Tiefstpreis | 48,7 | 33,9 | – | – |
Endpreis per 30.06./31.12. | 72,4 | 50,0 | +22,4 | +44,8 |
EMISSIONSZERTIFIKATE IN €/T CO₂ 2) | ||||
Durchschnittspreis | 44,0 | 24,8 | +19,2 | +77,4 |
Höchstpreis | 56,9 | 33,5 | – | – |
Tiefstpreis | 31,3 | 14,3 | – | – |
Endpreis per 30.06./31.12. | 56,4 | 32,7 | +23,7 | +72,5 |
Quelle: Thomson Reuters
Die Daten für das erste Halbjahr 2021 und das Jahr 2020 entsprechen den per Juli 2021 verfügbaren Erkenntnissen und Einschätzungen.
1) In Deutschland.
2) Europaweit im europäischen Emissionshandel (EU-ETS).
Die Notierungen am Terminmarkt für Strom legten im ersten Halbjahr 2021 deutlich zu. Wichtigste Preistreiber stellten die Preise für Emissionsberechtigungen (EUA im Rahmen des europäischen Emissionshandelssystems) sowie der Preisanstieg für Erdgas dar. Im operativen Geschäft des DB-Konzerns wirkten unsere Sicherungsaktivitäten dämpfend.